Wer das Besondere sucht und die alpine Winterlandschaft von ihrer faszinierendsten Seite erleben möchte, für den ist die Iglu Lodge in Oberstdorf ein absolutes Muss. Hoch oben auf 1.930 Metern, direkt neben der Bergstation der Nebelhornbahn, befindet sich diese außergewöhnliche Unterkunft aus Schnee und Eis. Wir haben eine Nacht in der Iglu Lodge verbracht und möchten unsere Erfahrungen in diesem Reisebericht teilen.
Die Iglu Lodge: Kunstwerke aus Schnee und Eis
Die Iglu Lodge beeindruckt nicht nur durch ihre Lage, sondern auch durch ihre Konstruktion und Gestaltung. Jedes Jahr wird sie mit viel Liebe zum Detail in etwas vier Wochen neu aufgebaut. Das Fundament bildet ein Ballonsystem, das mit Schnee überschüttet wird, in der Nacht gefriert und danach ausgehöhlt wird. Sobald die Grundstruktur steht, kommen Künstler ins Spiel, die mit ihren kunstvollen Verzierungen den mindestens rund 80 Zentimeter dicken Decken, Wänden und Eiskunstwerken eine unvergleichliche Atmosphäre verleihen. Abhängig von der Schneeverfügbarkeit entstehen so bis zu 18 Iglus, darunter auch eine exklusive Suite mit eigenem Jacuzzi.
Ankunft und erster Eindruck
Unsere Reise begann mit einer Bergfahrt in der Nebelhornbahn. Weil wir relativ früh waren, nahmen wir das Ticket zum Gipfel für einen kleinen Aufpreis. Schon die Fahrt hinauf war ein Erlebnis: So fährt man mit den Gondeln direkt über die Skisprung-Schanze in Oberstdorf. Und die dann erst weiter oben verschneiten Baumwipfel sowie die klare Bergluft und die beeindruckende Aussicht ließen uns die Alltagshektik schnell vergessen. Eine Besonderheit, die wir hatten: Wir hatten Inversionswetterlage. Bedeutet: Oben ist es deutlich wärmer als unten im Tal. In Zahlen hieß das: Oben auf dem Gipfel hatte es 4 Grad, unten im Tal war es um den Gefrierpunkt.
Der Empfang im Wintergarten der Bergstation war kurz und knapp und startete mit einer leichten Verzögerung von 20 Minuten. Zeit, die uns später beim Sonnenuntergang fehlte. Nach einer kurzen Begrüßung ging es fußläufig direkt zur Iglu Lodge. Dort stellten wir unsere Rucksäcke ab und unternahmen gemeinsam eine etwa 25-minütige Wanderung zu einem nahegelegenen Gipfel, um den Sonnenuntergang zu erleben.
Und auch wenn die Sonne tatsächlich nur noch fünf Minuten zu sehen war: Bei klarem Himmel und strahlend blauem Himmel war dieser Moment ein unvergessliches Highlight. Das warme Licht tauchte die verschneite Landschaft in warme Orangetöne und die Ruhe auf dem Gipfel war einfach magisch. Unser Guide erzählte uns währenddessen interessante Fakten über die Region und die Geschichte der Iglu Lodge, was den Ausflug noch spannender machte.
Wohnen im Iglu: Gemütlich trotz Kälte
Die Iglus bieten eine konstante Innentemperatur von 0 Grad Celsius. Auf den ersten Blick mag das abschreckend wirken, doch durch die durchdachte Ausstattung und die bereitgestellten Expeditionsschlafsäcke ist für eine warme Nacht gesorgt. Die Betten bestehen aus Eisblöcken, die mit mehreren Schichten aus Isolationsvlies, Styroporplatten, Schaumstoffmatratzen und Rentier- sowie Kuhfellen bedeckt sind. Für zusätzliche Wärme sorgt eine selbst mitgebrachte und vor Ort befüllte Wärmflasche.
Ausstattung und Annehmlichkeiten
Neben den Schlafbereichen gibt es auch eine beeindruckende Bar komplett aus Eis. Die kunstvolle Beleuchtung und die aufwändigen Eiskunstwerke machen sie zu einem absoluten Hingucker. Hier trifft man sich auf einen Drink, tauscht Erlebnisse aus und genießt die besondere Stimmung. Der Speisesaal ist ebenfalls kunstvoll gestaltet und dient als Ort für das Abendessen. Hier wird ein traditionelles Käsefondue serviert – alternativ eine Gulaschsuppe. Unser Fondue war mit mildem Käse und geschmacklich in Ordnung – auch wenn das Brot nicht mehr ganz frisch wirkte.
Zwei Fasssaunen stehen für die Gäste zur Verfügung, bieten jeweils Platz für maximal vier Personen. Um die Nutzung zu organisieren, trägt man sich für jeweils halbstündige Slots in eine Liste ein. Besonders praktisch: Ein kleiner Vorraum in den Saunen erlaubt ein bequemes Umziehen, ohne dass man in der Kälte stehen muss. Die Saunen sind perfekt, um sich vor dem Schlafengehen aufzuwärmen und die Muskulatur nach einem Tag in der Kälte zu entspannen. Duschen fehlen leider, was nach einem Saunagang etwas unpraktisch ist. Zwei Toiletten-Container mit jeweils einem kleinen Waschbecken stehen ebenfalls zur Verfügung, was bei rund 40 Gästen knapp bemessen ist.
Ein weiteres Highlight sind die detailreichen Eiskunstwerke, die in allen Bereichen der Lodge zu finden sind. Es ist beeindruckend zu sehen, wie viel Handwerkskunst und Kreativität in jedem einzelnen Kunstwerk stecken. Die Künstler arbeiten rund drei Wochen an den Verzierungen, und das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen.
Aktivitäten und Freizeitgestaltung
Nach dem Abendessen lädt die Lodge zu verschiedenen Aktivitäten ein. Ob Rodeln mit bereitgestellten Bobs, ein gemütlicher Abend an der Bar oder ein entspannender Saunagang – für jeden ist etwas dabei. Besonders das Rodeln machte uns großen Spaß und wärmte uns nach dem langen Sitzen beim Abendessen wieder auf. Die kurzen Abfahrten sorgten für jede Menge Lachen und spannende Wettfahrten. Wichtig zu wissen: Das Gelände ist begrenzt und darf aus Sicherheitsgründen nicht verlassen werden, da die umliegenden Pisten nachts von Schneekatzen präpariert werden.
Wer es ruhiger angehen lassen möchte, kann die Zeit an der Bar verbringen und bei entspannter Musik die faszinierende Eiskunst bewundern. Für die Abenteuerlustigen gibt es zudem die Möglichkeit, sich mit den Guides auszutauschen und mehr über die Technik und den Bau der Iglus zu erfahren.
Friert man in der Iglu Lodge?
Eine der meistgestellten Fragen ist wohl, ob man in der Iglu Lodge friert. Wir können sagen: Mit der richtigen Kleidung und Vorbereitung ist die Kälte kaum ein Problem. Nach dem Abendessen verspürten wir kurzzeitig eine leichte Kälte, die jedoch durch Bewegung, Bob-Fahren und die Nutzung der Sauna relativ schnell wieder neutralisiert werden konnte. In den Schlafsäcken war es angenehm warm.
Der einzige kühle Moment war das morgendliche Anziehen: Die Jacke, Skihose und Schuhe, die wir außerhalb des Schlafsacks gelassen hatten, war natürlich kalt. Dennoch war das Erlebnis, in einem echten Iglu zu schlafen, absolut einzigartig. Tipp: Wer besonders empfindlich ist, sollte während der Nacht möglichst viel Kleidung in den Schlafsack packen. Nachteil dabei: Man hat noch weniger Platz im Schlafsack und kann sich noch weniger bewegen.
Wie gut schläft man in der Iglu Lodge wirklich?
Auch eine wichtige Frage: Wie schläft man eigentlich bei 0 Grad in einem Schlafsack auf Eis? Bei einer morgendlichen kurzen Abfrage beim Frühstück gab keiner der 40 Gäste an, gut geschlafen zu haben. Und so ging es uns auch: Die Nacht war in Ordnung, aber durch den begrenzten Platz im Schlafsack, das Schlafen mit Mütze und Schal, mit dünnem Pulli und einigen Sachen, wie beispielsweise das Handy noch im Schlafsack, wurden wir immer wieder wach. Auch das Einschlafen war nicht ganz so einfach. Also: Die meisten werden wohl nicht wie im Himmel schlafen und den nächsten Tag auch dazu brauchen, nochmal etwas Schlaf nachzuholen. Was wichtig ist: Kalt war es uns zu keinem Zeitpunkt, außer am nächsten Morgen beim Anziehen.
Morgendlicher Ausklang
Der Morgen begann um 8 Uhr mit einem warmen Tee, der direkt ins Iglu gebracht wurde. Dieser kleine Service war eine nette Geste und half, den kühlen Start in den Tag angenehmer zu gestalten. Um 9 Uhr erwartete uns ein üppiges Frühstück in der Bergstation. Die Auswahl reichte von frischen Brötchen über Aufschnitt bis hin zu Müsli und Früchten. Das Essen bot eine gute Auswahl und war ein gelungener Abschluss unseres Aufenthalts. Während des Frühstücks hatten wir zudem die Gelegenheit, den Sonnenaufgang über den Bergen zu beobachten – ein Anblick, den wir so schnell nicht vergessen werden.
Preise und Verfügbarkeit
Eine Nacht in der Iglu Lodge kostet ab 209 Euro pro Person. Die exklusive Suite mit Jacuzzi ist ab 325 Euro pro Person buchbar. Zusätzlich fallen 46,50 Euro pro Person für die Gondelfahrt an. Parken auf dem hauseigenen „Oybele-Parkplatz“ in Oberstdorf ist für 5 Euro im Sondertarif möglich. Die Iglu Lodge ist von 27. Dezember bis 31. März geöffnet. Wichtig: Aufgrund der begrenzten Kapazität sollte man rechtzeitig reservieren, um sich einen Platz zu sichern.
Fazit
Die Iglu Lodge in Oberstdorf bietet ein einmaliges Erlebnis, das Kunst, Natur und Abenteuer verbindet. Trotz kleiner Mankos wie der fehlenden Dusche und den begrenzten Waschbecken in den Sanitäranlagen überwiegt das positive Gesamterlebnis. Wer eine unvergessliche Nacht inmitten einer atemberaubenden Schneelandschaft verbringen möchte, ist hier genau richtig. Ob romantisch zu zweit oder als außergewöhnliches Erlebnis mit Freunden – die Iglu Lodge ist eine Reise wert. Die Kombination aus außergewöhnlicher Unterkunft, beeindruckender Landschaft und einzigartigen Aktivitäten macht dieses Abenteuer zu einem unvergesslichen Erlebnis. Vorausgesetzt man ist gut eingepackt und hat die richtige Kleidung dabei.